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klimapartnerschaft
100 Bäume für Oshikuku
Die erste hessisch-namibische Partnerschaft verfestigt sich weiter.
Seit 2018 haben die Städte Pfungstadt und das 8000 Einwohner Städtchen Oshikuku in der Omusati Region im Norden Namibias partnerschaftliche Beziehungen. Im Jahr 2020 wurden beide Städte in das Bundesprogramm der Klimapartnerschaften aufgenommen. In gegenseitigen Besuchen wurde ein Handlungsprogramm erarbeitet und konkrete Ideen für gemeinsame Projekte entwickelt. Vornehmlich in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, sowie der Prävention von Überflutungen wollen die Partnerstädte zusammenarbeiten. Der Klimaschutz sowie die Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN spielen bei der Umsetzung des Handlungsprogrammes eine wichtige Rolle.
Im Oktober reiste Bürgermeisterin Julia Endjambi mit Mitarbeitenden aus der Stadtverwaltung sowie einem Stadtrat nach Pfungstadt, um gemeinsam mit den deutschen Partnern Planungen für weitere Projekte zu erarbeiten. Der einwöchige Arbeitsbesuch war geprägt von Themen des Klimaschutzes und der weiteren Zusammenarbeit.
Teilnahmen an der 16. Bundeskonferenz Kommunaler Entwicklungspolitik in Ingelheim, bei der die erfolgreiche Partnerschaft vorgestellt wurde, einer Fair-Trade Konferenz in Miltenberg sowie zwei Tage Workshop bei dem die Weiterentwicklung der Partnerschaft und die künftige Projektplanung besprochen wurden, standen im eng gestrickten Terminplan.
Besuch im Hessischen Landtag und Zusammentreffen mit Sozialministerin Heike Hofmann
Abgerundet wurde der Besuch von einem offiziellen Empfang im Hessischen Landtag, wo die Delegation von Landtagspräsidentin Astrid Wallmann erwartet wurde. Im Rahmen des Besuches in der Landeshauptstadt gab es zudem die Gelegenheit sich mit der hessischen Arbeitsministerin Heike Hofmann und dem Staatssekretär Christoph Degen vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zum Themenfeld Fachkräftegewinnung in Namibia auszutauschen.
An den beiden Workshoptagen stand die Entwicklung weiterer Projektideen sowie die Planung und Umsetzung eines Baumpflanzprojektes im Fokus. Nachdem im vergangenen Jahr mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Geo-Informations-System zur Erfassung der Topographie, welches für die Vorbeugung von Überschwemmungen in Oshikuku notwendig ist, implementiert wurde, setzte man in diesem Jahr eine groß angelegte Baumpflanzaktion um.
Offizieller Start des 50.000 Euro-Förderprojektes war Anfang November, als Bürgermeister Patrick Koch im Rahmen einer Bürgerreise mit 20 Personen die Partnerstadt besuchte. Gemeinsam mit der Bürgermeisterin wurden rechtzeitig vor Beginn der Regenzeit die ersten Bäume vor dem Hauptgebäude der Stadtverwaltung gepflanzt.
Mehr als 100 Bäume wurden zwischenzeitlich im Stadtgebiet gesetzt. Mit den Fördermitteln der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) wurden in den letzten Monaten die Bäume fachmännisch platziert und ein Fahrzeug zur Bewässerung angeschafft. Das ganze Projekt wird fachlich von der University of Namibia (UNAM) begleitet, die im benachbarten Orongo einen Stützpunkt der Fakultät für Land- und Forstwirtschaft unterhält. Die UNAM war sowohl für die Auswahl der Bäume, als auch für die Präparation des Untergrundes zuständig.
Im sandigen Boden des Nordens Namibias finden Bäume nur wenig Nährstoffe, weshalb der Düngung eine besondere Rolle zukommt. Stabile Verbissschutz-Vorrichtungen sorgen dafür, dass die zahlreich im Stadtgebiet frei umherlaufenden Ziegen die jungen Setzlinge nicht beschädigen.
Besonders wichtig war den Initiatoren die Einbeziehung der lokalen Stadtgesellschaft, sowie der örtlichen Schulen. Die Bedeutung von Bäumen für den Klimaschutz wurde in den sieben Schulen der Stadt thematisiert und auf den Schulgeländen ebenfalls Bäume gepflanzt, die nun von der Stadtverwaltung sorgsam bewässert werden.In einigen Jahren sollen die Bäume den gewünschten Schatten spenden und zu einer Verbesserung des Stadtklimas beitragen.
Das Baumpflanzprojekt wurde von einem südafrikanischen Filmteam mit Videoaufnahmen begleitet. Der Film sowie weitere Information über die Klimapartnerschaft sind auf der Homepage der Stadt Pfungstadt
https://www.pfungstadt.de/stadtleben/klimaschutz-und-umwelt/klimapartnerschaft-mit-oshikuku/ zu finden.
Auch für das kommende Jahr haben beide Städte weitere Vorhaben im Plan. 2025 wird der Schwerpunkt der Klimapartnerschaft auf die Ermittlung von Grundlagen für weitere größere Projekte gelegt. So soll unter anderem die Grundlage für die Umsiedlung der Mülldeponie, und eine Erweiterung der Kläranlage untersucht werden. Zudem will man prüfen, ob und wo im Stadtgebiet mittels solarbetriebener dezentraler Entsalzungsanlagen ein signifikanter Beitrag zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Bewässerung erzielt werden kann.
Ebenso könnte im nächsten Jahr ein Projekt zur Gewinnung von Biogas aus Hausabfällen zur Umsetzung kommen und Teile der Bevölkerung ganz unmittelbar und konkret unterstützen. Bevorzugte Energiequelle zur Zubereitung von Speisen ist nach wie vor Feuerholz, was den ohnehin kleinen Baumbestand der Gegend weiter gefährdet und zudem für Familien mit geringem Einkommen teuer ist.
Daher wollen die Partner ein Programm entwickeln und Bioabfälle zu Biogas umwandeln. Den Haushalten werden dann Gaskocher und das Biogas zur Verfügung gestellt. Die Projektanträge für die Förderung werden derzeit vorbereitet.
Auch 2025 wird die lebendige Partnerschaft zwischen beiden Städten so kontinuierlich fortentwickelt.
Tablets für die Schule – Fußballtrikots für die Jugendarbeit
Pfungstädter Taamba e. V. hilft aktiv in Oshikuku. Erstmals digitales Lehrmaterial für eine namibische Schule.
„Taamba“ bedeutet auf Oshivambo frei übersetzt „geben und nehmen, austauschen, unterstützen“. Der noch junge Verein bildet die zivilgesellschaftliche Brücke zwischen dem südhessischen Pfungstadt und Oshikuku im Norden Namibias. Beide Städte verbindet eine offizielle Klimapartnerschaft und während die Stadtverwaltungen sich auf die Bereiche Klima- und Umweltschutz konzentrieren, will der Verein vorrangig in den Bereichen Kinder und Jugendliche ansetzen und soziale Projekte unterstützen.
Nach der Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt Darmstadt ist der Verein nun endlich im Vereinsregister eingetragen und kann aktiv tätig werden. „Wir wollen soziale Projekte unterstützen und konkrete Hilfe vor Ort leisten, dabei nutzen wir unsere Kontakte vor Ort und können schnell und unbürokratisch agieren“, betont Maria Lauterbacher, die 1. Vorsitzende des Taamba Vereins. Die ersten beiden Hilfsprojekte des Vereins konnten im November im Rahmen einer Reise von Pfungstädter Bürgern nach Oshikuku abgeschlossen werden.
Tablets und Server für die Schule
Wie in vielen staatlichen Schulen, so gibt es auch in der einzigen weiterführenden Schule Oshikukus, der Nuuyoma Senior Secondary School (NSSS) einen großen Bedarf an Unterrichtsmaterialien, der oft nicht gedeckt ist.
Im Rahmen eines privaten Besuches im Jahr 2023 äußerte Schulleiter Monde Elia Mwiihangele gegenüber Bürgermeister Patrick Koch und seiner Frau Jutta den dringenden Wunsch nach modernem Lehrmaterial und zeitgemäßen Schulbüchern für seine rund 850 Schülerinnen und Schüler.
In diesem Jahr hat nun der Taamba e. V diesen Wunsch erfüllen können. Rund 8.500 € Spendengelder wurden eingesammelt, um digitales Lehrmaterial für die Schule zu organisieren. Über Bekannte wurde Jutta Koch auf ein bereits in Tansania, Kenia und Uganda erfolgreich praktiziertes digitales Lernsystem der Schweizer Firma WiLearn
https://www.wilearn.org/de aufmerksam.
Auf den von WiLearn entwickelten Servern sind ein Terrabyte Unterrichtsmaterialien in englischer Sprache gespeichert auf die mit den Tablets auch ohne Internetzugang zugegriffen werden kann. Zudem können die Lehrkräfte eigene Unterrichtsmaterialien auf die Server spielen.
Im November konnte der Verein zwei Server und 40 Tablets der Schule übergeben. Damit können zeitgleich mindestens zwei Klassen vom digitalen Lehrmaterial profitieren. Bei der Übergabe war auch der Entwickler des Lernsystems, Roland Diethelm, vor Ort. Eine ganze Woche lang schulte er ehrenamtlich den Lehrkörper, sowie die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit dem neuen System. Nach Auskunft des Schulleiters dürfte diese Form modernen Lehrens und Lernens erstmalig in Namibia angewendet werden. „Lehrer und Schüler sind von dem System begeistert, es wird uns definitiv helfen die Nuuyoma SSS noch weiter voran zu bringen. Wir sind den Spendern in Deutschland sehr dankbar und freuen uns sehr über die Unterstützung, die wir dringend brauchen“ machte der engagierte Schulleiter Mwiihangele deutlich. Die Schule konnte sich bei einem landesweiten Vergleich mehrerer hundert weiterführenden Schulen in diesem Jahr auf einen hervorragenden vierten Platz einordnen. Doch damit gibt sich Monde Elia Mwiihangele nicht zufrieden – er hofft die Leistungen seiner Schülerinnen und Schüler mit dem neuen digitalen Lehrmaterial noch weiter verbessern zu können.
„Inzwischen sind die Tablets seit einigen Wochen in Oshikuku im Gebrauch und uns haben zahlreiche Dankesbriefe der Jugendlichen erreicht, was zeigt, dass die Aktion bisher ein voller Erfolg war.“ berichtet Jutta Koch, die das Projekt initiierte und weiter betreut. Auch im kommenden Jahr will der Verein Spenden einsammeln und im Herbst 2025 mindestens ein weiteres Tablet-Set der Schule übergeben.
Fußballschuhe und Trikots für „Alma Football Academy“
Auch außerhalb der Schule konnte Taamba wertvolle Unterstützung leisten. Alma Mupupa leitet in Oshikuku eine Fußballschule, in der sich mehr als 80 Jungs mehrfach die Woche sportlich betätigen. Die pensionierte Lehrerin sorgt so ehrenamtlich für einen sinnvollen unentgeltlichen Freizeitvertreib, trainiert die Kinder und Jugendlichen regelmäßig und besucht mit ihren Mannschaften von Zeit zu Zeit (und wenn Geld für die Reisekosten vorhanden ist) Turniere im Land. Taamba hat nun von einem südhessischen Versicherungsbüro einen kompletten Trikotsatz und Bälle gespendet bekommen und diesen, gemeinsam mit gut erhaltenen gebrauchten Fußballschuhen übergeben können. „Nun können wir endlich einheitlich bei Turnieren auftreten. Wir sind sehr glücklich über die Unterstützung und für die Jungs macht das einen riesen Unterschied.“ freute ich Alma Mupupa bei der offiziellen Übergabe.
Taamba e. V. ist zwischenzeitlich auch Mitglied der Deutsch-Namibischen Gesellschaft geworden und Teil des großen DNG Netzwerkes. Weitere Informationen: https://taamba.de/